8 Hier ist Zukunft So soll das Bildungszentrum der IHK in Nagold einmal aussehen. Direkt an der Kreuzung Calwer und Lange Straße gelegen, rückt das bisher auf dem Nagolder Wolfsberg beheimatete Bildungszentrum, das derzeit noch mit vielen extern angemieteten Räumen betrieben werden muss, ins Herz der Stadt und damit in den Alltag der Öffentlichkeit. Visualisierung: Harris Gemeinsam beim Spatenstich für die berufliche Bildung der Zukunft (von links): IHK-Vizepräsidentin Petra Bauknecht, Maria-Luise Schneider von der Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Landrat Helmut Riegger, Staatssekretär Thomas Blenke MdL, IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub, IHK-Prä- sidentin Claudia Gläser, Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann, Hauptgeschäftsführer a. D. Martin Keppler, Mitglied der IHK-Geschäfts- führung Carl Christian Hirsch, Architekt Joel Harris sowie die Bauleiter Peter Fischer und Mark Ingelfinger. Bild: Fritsch Nagold: Die berufliche Bildung wird zu einem integralen Bestandteil des künftigen Bildungscampus Spatenstich für das IHK-Bildungszentrum „Dieser Neubau kommt zum richtigen Zeitpunkt und war nie wichtiger als heute. Bildung und Qualifizierung sehe ich mehr denn je im Zentrum aller Zukunftsthemen. Sie halten unsere Unternehmen wettbewerbsfähig“, so begrüßte IHK-Präsidentin Claudia Gläser die Gäste aus Wirtschaft und Politik – darunter der Politische Staatssekretär Thomas Blenke MdL, Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann und Landrat Helmut Riegger. Ge- meinsam mit der IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub, ihrem Vorgänger Martin Keppler sowie weiterer Prominenz setzte Claudia Gläser in Nagold den Spatenstich und läutete damit die etwa zweijährige Bauzeit ein. muss, ins Herz der Stadt und damit in den Alltag der Öffentlichkeit. „Wir wollen, dass lebensbegleitendes Ler- nen mit einer Selbstverständlichkeit Teil unseres Alltages wird. Wir widmen uns da- mit der wichtigen Aufgabe der Fachkräfte- gewinnung für unsere Unternehmen, über- nehmen gleichzeitig aber auch eine gesamt- gesellschaftliche Aufgabe“, bekräftigt IHK- Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub. Dieser Neubau wird den nördlichen Zu- gang zur Innenstadt und damit das Stadt- bild entscheidend prägen. „Die IHK Nord- schwarzwald gehört in Nagold genau an die- sen Ort. Ihre Entwicklung passt gut zu der- jenigen unserer Stadt. Wir stellen unseren Wirtschafts- und Bildungsstandort damit gemeinsam zukunftsfähig auf“, so Oberbür- germeister Jürgen Großmann. Direkt an der Kreuzung Calwer und Lan- ge Straße gelegen, rückt das bisher auf dem Nagolder Wolfsberg beheimatete Bildungs- zentrum, das derzeit noch mit vielen extern angemieteten Räumen betrieben werden Wichtiger regionaler Standard Dazu passt das Engagement von Bund und Land, die den wesentlichen Teil des neuen Bildungszentrums fördern. Nachdem die IHK Nordschwarzwald im Dezember 2022 die beiden Förderbescheide entgegenneh- men durfte, wurde die Planung sofort an- gepasst, um schnellstmöglich nach den er- forderlichen Vergabeverfahren starten zu können. „Das Land ist sich der Tatsache bes- tens bewusst, wie wirtschaftsstark wir ge- rade im ländlichen Raum sind. Der Nord- schwarzwald zeigt sich hier beispielhaft. Doch dafür brauchen wir eine moderne Bil- dungsinfrastruktur. Die IHK Nordschwarz- wald setzt mit ihrem Neubau einen neuen und wichtigen regionalen Standard und will damit dazu beitragen, mehr Fachkräfte für die Wirtschaft der Region zu gewinnen. Heute ist deshalb ein sehr guter Tag für das Land und unsere gesamte Region“, so Staatssekretär Thomas Blenke. Finanzierung des Projekts Der Neubau der IHK Nordschwarzwald in Nagold wird sowohl vom Bund als auch vom Land gefördert. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz beteiligt sich mit 45 Prozent der förderfähigen Baukos- ten für das Bildungszentrum, während das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tou- rismus Baden-Württemberg zusätzlich 25 Prozent beisteuert. Diese Förderung zielt darauf ab, den Fach- und Führungskräfte- nachwuchs der mittelständischen Wirt- schaft zu stärken. Michael Hasch Ostelsheim: Lina und Bastian Elsner in die Geschäftsleitung der Elsner Elektronik GmbH berufen Der Nachwuchs übernimmt die Führung Elsner mal vier (von links): Bastian, Lina, Jutta und Thomas Elsner. damaligen Neuerungen sind heute selbst- verständlich. Die sonnenstandsgeführte Steuerung von Jalousien, Rollläden und Markisen wurde kurz nach der Jahrtau- sendwende durch die Nutzung von GPS- Daten vereinfacht. Elsner baute als erster Hersteller den GPS-Empfänger samt Son- nenstandsberechnung aus Zeit und Koor- dinaten in seine Wetterstationen ein. mendach lieferten im letzten Jahr 76 Pro- zent des verbrauchten Stroms. Auf dem Parkplatz wurden zehn Ladepunkte für E-Fahrzeuge eingerichtet und für Mitarbei- ter gibt es das Jobrad-Programm für Fahr- räder, die mit Muskelkraft betrieben wer- den, wie für E-Bikes. Plastikverpackungen sollen aus dem Sortiment verschwinden. „Wir nehmen stattdessen Papier“, berichtet Lina Elsner. Zur gleichen Zeit, also bevor das i-Phone in Hosen- und Jackentaschen Einzug hielt, präsentierte das Unternehmen auf der Roll- ladenmesse in Stuttgart eine Touchscreen- Steuerung für den Sonnenschutz. Nach der Erinnerung eines Zeitzeugen sei die am meisten geäußerte Bemerkung gewesen: „Da verschmiert doch alles.“ Die Geschich- te des auf Berührung reagierenden Bild- schirms lehrt uns anderes. Die manuelle Steuerung des Rollladens gibt es natürlich noch, auch wenn Elsner Elektronik die Lat- te längst höher gelegt hat. „Ein Gebäude muss so intelligent sein, dass es alles selber regeln kann. Wir geben ihm dafür die Sinne“, sagt Bastian Elsner. Diese Sinne sind Sensoren, die nicht nur außen am Ge- bäude messen, sondern auch innen und dort über CO2-Gehalt, Luftfeuchtigkeit und Temperatur die Qualität der Raumluft ana- lysieren. Die Umwelt ist bei dem Unternehmen nicht nur bei seinen Produkten ein Thema. So ist Lina Elsner stolz auf das Umweltzer- tifikat 14001. Die Solarzellen auf dem Fir- Auf dem Weg in die Globalisierung Die Prozessoptimierung durch die Digitali- sierung spare nicht nur Zeit und Geld, son- dern schone Ressourcen in allen Bereichen, betont Bastian Elsner: „Meine Schwester und ich bringen dafür das digitale Selbst- verständnis mit, weil wir da hineingewach- sen sind. Bei unseren Eltern war das nicht so, aber sie waren und sind für unsere Ideen sehr offen.“ Im Übrigen gelte nicht nur in- nerhalb der Geschäftsleitung, sondern im ganzen Haus, dass bei Neuerungen alle mit- genommen werden müssten: „Deshalb ent- scheiden Kollegen, die mit einer neuen Ma- schine arbeiten sollen, über deren Kauf mit.“ Zu den Neuerungen gehört auch die Aus- weitung der Produktpalette. Die meisten Elsner-Produkte erfordern bei der Installa- tion eine Qualifikation. In diesem Jahr wur- den jedoch zwei Produkte geschaffen, die je- Bild: z der selbst in Betrieb nehmen kann: eine Be- wässerungssteuerung für den Garten und eine CO2-Ampel, die die Luftqualität an- zeigt, wenn sie über einen gewöhnlichen Stecker ans Stromnetz angeschlossen ist. Mit der Bewässerungssteuerung könne man viel Wasser sparen, wenn man morgens um fünf wässere anstatt nachmittags um drei. Die neuen Produkte passen zum direkten Vertriebskonzept der Ostelsheimer, denn der Elsner-Webshop ist schon seit Jahren für alle offen. Hier kann sowohl der Installa- teur direkt bestellen, als auch der Häusle- bauer, der seine Haussteuerung dann vom Elektriker anschließen lässt. Online-Handel ist ohnehin grenzenlos. Dennoch hat Bastian Elsner die Gründung der Tochterunternehmen Elsner Middle East und Elsner Asia-Pacific forciert. Denn, wenn man neue Märkte gewinnen wolle, müsse man auch die Produkte darauf ab- stimmen und das klappe besser, wenn man vor Ort vertreten sei. So wird das Strom- netz längst nicht in allen Ländern mit 230 Volt betrieben, sondern teilweise auch mit 110 Volt. In mindestens einem Land – Ja- pan – ist sogar die Netzfrequenz im Osten anders als im Westen. „Deshalb entwickeln wir auch Geräte, die mit unterschiedlichen Netzspannungen und Frequenzen laufen“, sagt Bastian Elsner – damit der Globalisie- rung nichts mehr im Weg steht. Karlheinz Reichert Lina und Bastian Elsner kannten die Firma ihrer Eltern Thomas und Jutta Elsner schon als Kleinkinder von innen. „Aber selbst als 16- oder 17-Jähriger habe ich mir nicht vorgestellt, dass ich die Elsner Elektronik GmbH einmal leiten würde“, sagt Bastian Elsner rückblickend. Bei seiner Schwester war das auch so. Aus Kindern werden Leute: Jetzt sind die beiden in die Ge- schäftsführung der Firma aufgerückt. „Wir haben die Kinder nie gedrängt“, sagt Thomas Elsner, „denn nur, wenn sie’s gern machen, machen sie’s gut.“ Er selbst hat als 65-Jähriger Platz gemacht, seine Frau bleibt weiter Teil der Geschäftsleitung. Thomas Elsner steht dem neuen Team aber weiter- hin beratend zur Seite. Die Erfahrung mit der technischen Seite von Produktion und Verwaltung sind ein Schatz, der damit dem Unternehmen erhalten bleibt. haus. Seit 2015 residiert die Firma für Ge- bäudeautomation im Ostelsheimer Gewer- begebiet und beschäftigt heute rund 60 Mit- arbeiter (zehn Auszubildende). Intelligente Gebäude Thomas Elsner ist gelernter Techniker, arbeitete bei einem Dienstleister für die Schmuckindustrie und entwickelte Anfang der 1990-er Jahre nach Feierabend im um- gerüsteten Kinderzimmer eines Nachbarn sein erstes eigenes Produkt: die Steuerung von Beschattung, Lüftung und Temperatur für einen Wintergarten. Damit machten sich er und seine Frau selbstständig. Die Firma wuchs, von Gechingen ging es über Gült- lingen zurück nach Gechingen, ins erste eigene Gebäude, ein Wohn- und Geschäfts- „Der Dreh- und Angelpunkt meiner Ent- wicklung war die Wetterstation“, sagt Tho- mas Elsner. „Schon damals ging es darum, im Sommer die Sonne auszusperren und sie im Winter reinzulassen“, erläutert Bastian Elsner, „wir beschäftigen uns also seit Jahr- zehnten mit der Energiesteuerung.“ Auch wenn er heute die Produkte des Unterneh- mens zur Gebäudeautomatisierung in die Schlagworte Komfort, Sicherheit und Ener- gieeffizienz kleide, habe sich an der Ziel- setzung nicht viel geändert. An der Technik dagegen schon. So war Elsner Elektronik bei wichtigen Entwick- lungen der Branche vorne dabei. Viele der Das Nachfolge-Duo Ihre Erziehung sei nicht darauf ausge- richtet gewesen, einmal die Firma der Eltern zu übernehmen, sagen Lina und Bastian Elsner. Bei den Geschwistern reifte der Entschluss während ihrer Studienzeiten, die beide mit einem Bachelor und einem Master abgeschlos- sen haben. Seit dem 1. Juli 2023 gehö- ren beide als Geschäftsführer der Unter- nehmensleitung an. Lina Elsner, 29, Bachelor in Betriebs- wirtschaftslehre mit Schwerpunkt Mar- keting und PR, Master in Betriebswirt- schaftslehre mit dem Schwerpunkt Unternehmensführung. Sie verantwor- tet Finanzen, Controlling, Organisa- tionsentwicklung und Personalwesen. Zudem ist sie Ausbildungsbeauftragte. Bei einem Praktikum in einem Auto- haus während des Masterstudiums sei ihr klar geworden: „Ich kann in einer fremden Firma nie so mit Herzblut arbeiten wie im Betrieb meiner Eltern.“ 2019 stieg sie dort ein. Bastian Elsner, 27, Bachelor in Wirt- schaftspsychologie, Master in Betriebs- wirtschaftslehre für Familienunterneh- men. Während einer BWL-Vorlesung sei ihm bewusst geworden, mit welchen Anstrengungen seine Eltern das Unter- nehmen aufgebaut haben. Das sei die Initialzündung gewesen, um 2020 in der Firma zu beginnen. Dass er sehr ehrgeizig sei, dementiert er nicht: „Ich wollte nie nur der Sohn des Chefs sein.“ Er ist für die Bereiche Ent- wicklung, Einkauf, Produktion, Marke- ting und Vertrieb zuständig. Dazu, dass das nach mehr klingt als bei seiner Schwester, sagt er: „Das steht so auf dem Papier. Wir stimmen uns ab, oft auch zu viert, also mit den Eltern, und treffen große Entscheidungen gemeinsam.“ rt